Nicht nur eine schöne Herbstimpression

Senioren

Weintrauben Schwarzriesling

Zum internationalen Tag
der älteren Menschen
am 1. Oktober

 

 

Ein schönes, sonniges Herbstwochenende in einem Weinort an einem Fluss bei uns in D. Jubel, Trubel, Heiterkeit! Jung und Alt bevölkern den kleinen Ort und laufen auch in der Umgebung herum. An diesem Wochenende ist was los, würde man sagen. Die Geschäftsleute, Gastronomen und Hoteliers können zufrieden sein. Auch die Touristeninformation ist gut besetzt.

Das schöne, turbulente Wochenende ist vorbei, aber der Fremdenverkehr scheint auch während der Woche zu florieren: Da schau her, grauhaarige Menschen, auch manche mit schlohweißem Haar als neugierige Touristen, ausgerüstet mit Wander-, Nordicwalkingstöcken oder Krücken, bewegen sich mehr oder weniger mobil durch den kleinen Weinort.
Sie sind mit ihrer Outdoorwear auf alle Wetter eingestellt: Solides Schuhwerk, regenfeste, schicke Oberbekleidung und fesche Kappen. So flanieren sie durchs Städtchen und kaufen ein, kehren ein, genießen ein leckeres Stück Kuchen bei einem Käffchen.
Was wäre, wenn sie nicht kämen?

Ein ganzer Trupp marschiert vorbei. Wo kommen die denn alle her? Ach, der Reisebus hat sie gebracht. Schau mal, die gehen zum Schiffsanleger. Das Schiffchen kommt da schon. Da fährt noch ein weiterer Bus heran und bringt seine Gäste direkt zur Anlegestelle. Was für ein toller Service! Alle finden Platz auf dem Flussschiff. Der Kapitän und seine Crew freuen sich und heißen die Gäste herzlich willkommen. Sie wissen, diese alten Leutchen schauen nicht nur, nein, sie essen und trinken auch auf seinem Schiff und er ist darauf bestens vorbereitet.
Was wäre, wenn sie nicht kämen?

Schon am frühen Abend sind viele der alten Leute wieder im Städtchen und was tun sie? Natürlich, sie sitzen da, essen, trinken und plaudern, so fast über alles, recht unbeschwert sieht das aus.
Was wäre, wenn sie nicht kämen?

Der nächste Morgen ist leicht nebelverhangen. Ein paar Marktstände sind aufgebaut, vornehmlich mit Obst von Streuobstwiesen der Biobauern, auch Imkerhonig wird neben einheimischen Gemüsesorten angeboten. Wer reiht sich in die Käuferschlange ein? Ein paar Weißhaarige. Aus den Souvenirlädchen kommen auch einige von ihnen, mit prallgefüllten Tüten.
Was wäre, wenn sie nicht kämen?

Die Bürger des kleinen Ortes leben vornehmlich vom Weinanbau und der Vermarktung des Weines. Einige der alten Menschen sprechen diesem edlen Getränk gern zu und decken sich für zukünftige Festlichkeiten gern auch mit einigen „edleren Tropfen“ für sich, ihre Familien, Freunde und Bekannte ein.
Was wäre, wenn sie nicht kämen?

Aber in den sanierten, schmucken Häusern befinden sich nicht nur Cafes, Geschäfte, Gasthäuser, Restaurants, Hotels, Vinotheken - oh, nein, hier bieten auch Orthopäden ihre Waren und Dienstleistungen an. In der Kleinstadt ist auch eine ganze Reihe von Physiotherapeuten mit ihrer Angebotspalette tätig. Ein Überangebot könnte man bei oberflächlicher Betrachtung meinen. Viele dieser Dienstleistungen sind für die älteren Menschen gedacht, die hier für zwei, drei Wochen „Kurlaub“ machen wollen, um ihre Wehwehchen auszukurieren.
Was wäre, wenn sie nicht kämen?

Manche Senioren stützen sich - bei ihren kurzen Gängen durch die engen Sträßchen - auf ihre Rollatoren und manche sitzen in einem Rollstuhl. Einige werden von Personen - meist mit slawischem oder romanischem Akzent - begleitet, geführt, gefahren, betreut und unterhalten.
Was wäre, wenn sie nicht kämen?

... und so könnte diese kleine Impression immer weiter gehen ...

Was wäre, wenn wir die Alten nicht hätten?
Was wäre, wenn sie nicht kämen?
Was wäre, wenn sie nicht konsumierten?
Was wäre, wenn sie sich nicht behandeln ließen?
Was wäre, wenn sie nicht zeigten, dass das Leben lebenswert sein kann?
Was wäre, wenn sie nicht in vielen Bereichen ehrenamtliche oder sonstige unbezahlte Aufgaben übernehmen würden? Sind sie eine Last? - Fragt doch ihre Enkel und Urenkel und die, die ihnen etwas verkaufen, sie bedienen, von ihnen lernen, sie behandeln und auch pflegen.

Da sind aber auch noch viele andere alte Menschen, die sich zusätzlich zu ihrem geringen „Altersruhegeld“ etwas hinzuverdienen müssen, um überhaupt überleben zu können. Diese Alten sieht man im Allgemeinen kaum, denn sie arbeiten oft irgendwo, wo nicht so genau hingeschaut wird und das bis zum Umfallen.
Die, die schwach, krank und einsam sind und dann auch noch kaum genügend Geld haben, haben in unserer Gesellschaft, die vornehmlich auf Karriere, Konsum, Wachstum und Wohlstand ausgerichtet zu sein scheint, „schlechte Karten“ und das sollten wir uns bewusst werden lassen und dem entgegensteuern.
Dies ist nicht nur ein Appell an gesellschaftliche Organisationen und Politik, sondern auch an Medien, die leider nicht selten Stimmung machen gegen alte Menschen.
Die Forderung „Du sollst das Alter ehren“ das ist eine uralte, lebenswichtige Generationenverantwortung.
29.09.2014 gmr

 
 

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