Ausbeutung von Arbeitskräften

Arbeit & Wirtschaft

Hl. JosephAm 19. März, dem Josephstag, verehren Katholiken den „Hl. Joseph, als Schutzpatron der Arbeiter und Handwerker“. Viele Reden über „Fluch und Segen“ der Arbeit sind seit gefühlten Jahrhunderten - bis in die heutige Zeit - zu hören und zu lesen.

An dieser Stelle setzen wir uns nur mit dem Bereich „prekäre Arbeitsverhältnisse“ auseinander und beschränken uns auch nur im Bereich des Handels, auf den Verkauf.

Kassiererinnen und Kassierer in Supermärkten und bei Discountern haben zu Kunden immer freundlich zu sein. Selten bekommt der Kunde mit, wie sehr die Angestellten teilweise in den Betrieben „ausgenommen“ werden. Es gibt zwar Gesetze und Vorschriften, dass Angestellte für ihre Arbeitszeit zu bezahlen sind. Diese werden u. E. aber zu häufig umgangen.

Ein übler Trick, Lohn einzusparen, besteht darin, Angestellte in Supermärkten und bei Discountern in Rufbereitschaft zu halten. D. h. der Angestellte darf sich zwar in seiner „Freizeit“, die natürlich nicht bezahlt wird, frei bewegen, aber er muss ständig in Bereitschaft sein - wenn im Geschäft plötzlich mehr Personal gebraucht wird - um dort sofort wieder zu arbeiten. Dies kann zur Zerstörung von Familienleben, Freundschaften und dem Sozialleben führen. So kann ein Angestellter innerhalb der Geschäftszeit des Arbeitgebers kaum eine Einladung annehmen oder z. B. ein Konzert besuchen. Diese Zeiten für die Rufbereitschaft werden ständig ausgeweitet. In Schleswig-Holstein z. B. gibt es Supermärkte, die werktags erst um 22 Uhr schließen und - ab etwa Mitte März bis Ende Oktober - auch sonntags geöffnet haben. Angestellte in Rufbereitschaft haben dann sehr wenig Gelegenheit für Privatleben.

Andere „Tricks“ wie die heimliche Überwachung, zusätzliche nicht protokolierte Arbeitszeiten, fehlender oder eingeschüchterter Betriebsrat, fehlende Vertretung durch eine Arbeitnehmervertretung wie Gewerkschaften, Leiharbeiter, Scheinselbständigkeit, befristete Arbeitsverträge ohne ausreichende Begründung, Ausweitung des Niedriglohnsektors, ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern für gleiche Arbeit, Teilzeitbeschäftigung, „Blanco“-Kündigung, Outsourcing, mangende Versorgung bei schweren Betriebsunfällen, Mobbing usw. lassen sich in einschlägigen Medien finden, sodass wir hier nicht weiter darauf einzugehen brauchen.

Wir sind überzeugt davon, dass solange Firmen solche Praktiken durchführen können, ohne hohe Bußgelder und Zahlung von Schadensersatz zu befürchten haben, wird sich an diesem Zustand kaum etwas ändern - auf „freiwilliger“ Basis sowieso nicht, das lehrt uns die Praxis immer wieder. Gegen längere Öffnungszeiten haben wir als Kunden gar nichts einzuwenden, nur die Arbeitszeit für den einzelnen Lohnempfänger muss klar und verlässlich überprüfbar geregelt sein. Außerdem - so müsste gesetzlich geregelt werden - hat die Firma im Streitfall nachzuweisen, dass sie korrekt gehandelt hat - Umkehrung der Beweislast - und nicht, wie z. Z. noch, der/die Betroffene die Beweise zu erbringen hat. Er/sie ist nämlich der/die Schwächere.

Martin Schulz (SPD), designierter Kanzlerkandidat, wird sich, wenn die Wähler am 24. September 2017 unserer sozialdemokratischen Partei genügend Stimmen geben würden und er nicht in einer Koalition mit z. B. den Unionsparteien „ausgebremst“ wird, für „soziale Gerechtigkeit“ einsetzen. Er würde dann damit auch unserer Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) mehr Freiheiten ermöglichen, um noch stärker die Belange der Arbeitnehmer durchsetzen zu können.

Die Menschen in Deutschland sollten sich die Idee, dass wir eine florierende Wirtschaft brauchen, ohne dass dafür das soziale Gefüge in unserem Land immer mehr geopfert wird, zu eigen machen. Dazu gehört nicht nur die Teilhabe an den Gewinnen der Wirtschaft, sondern auch, dass das soziale Gefüge der Menschen nicht weiter zerstört wird und/oder sich immer mehr Menschen verzweifelt in Scheinwelten wie Facebook, Twitter, WhatsApp, Computerspielen usw. flüchten.

Wir gehen davon aus, dass Martin Schulz als Bundeskanzler - nach Jahren der Stagnation in der großen Koalition - die Menschen in unserem Land wieder für Solidarität und soziales Verhalten begeistern wird.
19.03.2017 mr

Zu unseren früheren Artikeln zu diesem Thema:
Arbeitsrecht
SPD-Gesetzes-Vorstoß gegen fristlose Entlassung wegen Bagatellvergehen
Diskriminierung im Alter

 

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