Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark-1

Am 25. Juli 2006 wurde der Reaktor Forsmark-1 nach einem Kurzschluss in der Umspannstation, über die das Kernkraftwerk seinen Strom ans allgemeine Netz abführt, von der Stromversorgung automatisch getrennt. Die Situation, dass ein Kraftwerk seinen Strom nicht mehr an das allgemeine Netz abführen kann (z. B. wegen Kurzschlusses, Leitungsunterbrechung, Blitzschlages), gehört zu den normalen Eventualitäten und in solch einem Fall muss das Kraftwerk sofort vom Netz abgetrennt werden. Es wurden - wie für solche Fälle vorgesehen - sofort der Dampf von der Turbine genommen, damit diese zum Stillstand kommt und der Reaktor über eine Schnellabschaltung heruntergefahren. Der nun fehlende Strom für die Steuerung des Kernkraftwerkes und für die Speisewasserpumpen, die die Nachzerfallswärme abführen müssen, musste ersatzweise - auch das ist für solche Fälle vorgesehen - durch Diesel-Notstromaggregate bereitgestellt werden. Jedoch konnten zwei der vier Generatoren keinen Strom in das Notstromnetz einspeisen, da sie - entgegen der Planung - mit dem allgemeinen Netz elektrisch verbunden blieben, das jedoch ausgefallen war. Zusätzlich versagte - wieder entgegen der Planung - die Stromversorgung für einen Teil der Messgeräte in der Leitwarte. Nach 23 Minuten konnten die beiden anderen Dieselaggregate manuell gestartet werden. Die Versorgung und die Sicherheit des Reaktors waren auch mit nur einem arbeitenden Aggregat sichergestellt und die Automatikfunktionen der Reaktorregelung funktionierten störungsfrei.

Wenn in einem Kernkraftwerk die Stromversorgung ausfällt, wird normalerweise sofort auf die Stromversorgung über eine Batterie umgeschaltet, bis dann die Diesel-Notstromaggregate Strom liefern. Bei dem Störfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark-1 blieb infolge eines Fehlers in der Schaltung die Batterie mit dem abgeschalteten allgemeinen Netz verbunden und konnte deshalb die Stromversorgung des Kraftwerkes nicht aufrechterhalten. Dies ist ein grundlegender, schwerwiegender Konstruktionsmangel in der elektrischen Ausrüstung dieses Kraftwerkes, weil deshalb zwei Notstromaggregate nicht arbeiten konnten, die interne Stromversorgung deswegen nicht funktionierte und die Information des Bedienpersonals der Leitwarte über den Anlagenzustand unterbrochen wurde. D. h. das Bedienpersonal konnte sich 23 Minuten nicht über den Zustand der Anlage informieren. Die Notkühlung hat zwischenzeitlich korrekt gearbeitet und konnte wieder abgeschaltet werden, als die beiden Dieselaggregate Strom erzeugten. Als Folge davon blieben die drei weiteren baugleichen Kernkraftwerks-Blöcke in Schweden, die vorher bereits abgeschaltet waren, weiterhin abgeschaltet.

Insgesamt gesehen war der Störfall nicht schwerwiegend in seinen Auswirkungen und blieb von den deutschen Medien bis zum 3. August 2006 weitgehend unbemerkt. Erst durch die Aussage von Lars-Olov Höglund, einem ehemaligen Konstruktionsleiter des Kraftwerks, entstand durch die Medien der Eindruck, das schwedische Kernkraftwerk habe kurz vor einem GAU durch Kernschmelze gestanden.
Quelle: Der Text wurde weitgehend mit Hilfe der Wikipedia, der freien Enzyklopädie im Internet, zusammengestellt /Link/.

In Deutschland ist die Logik bei der Notstromversorgung anders, so dass der Störfall in dieser Weise nicht eintreten kann. Allerdings stellt sich bei jedem Störfall weltweit immer wieder die Frage, ob sich nicht in deutschen Kernkraftwerken so etwas ähnliches, wenn auch auf anderem Wege ereignen kann. Z. B. weil die Logik bei der Notstromversorgung in Deutschland zwar anders ist, aber dann andere Fehler enthalten könnte, die bisher unbemerkt blieben. Deshalb sind die Betreiber der deutschen Anlagen verpflichtet, diese erneut im Hinblick auf diesen schwedischen Störfall gründlich zu überprüfen. Diese Überprüfung /Link/ ist inzwischen vom Umweltminister Sigmar Gabriel gefordert worden und hat ergeben, dass im Kernkraftwerk Brunsbüttel bei Hamburg - das wie der schwedische Reaktor Forsmark-1 von dem Energiekonzern Vattenfall betrieben wird - ebenfalls wie im Reaktor Forsmark-1 - Wechselrichter eingebaut sind. Da das Versagen der Notstromversorgung im Zusammenhang mit Wechselrichtern eingetreten ist, will Vattenfall die Notstromtechnik so umbauen, dass Wechselrichter keine Rolle mehr spielen.
20.10.2006

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