VDE-Studien zur Energieforschung

In der VDE-Studie Energieforschung 2020“ (19.01.2011: /Link/) wird festgestellt, dass die Investitionen in die Energieforschung in Deutschland von Staat und Industrie zu gering sind. Während in Deutschland etwa 6,2 Dollar pro Kopf ausgegeben werden, sind es den USA 10,1 und in Japan sogar 30,7 Dollar pro Kopf. Außerdem fehle in Deutschland eine einheitliche Energiepolitik, u. a. weil die Zuständigkeiten auf vier Bundesministerien (BMBF, BMWi, BMELV, BMU) verteilt sind und zusätzlich noch die unterschiedlichen politischen Ansichten der Koalitionspartner ins Spiel kommen. So wird z. B. die Forschung für Kernfusion zu 100 % vom BMWi, die der erneuerbaren Energien zu ca. 25 % vom BMWi, 7% vom BMELV und zu 68% vom BMU finanziert und bei der rationellen Energieumwandlung sind das BMWi zu ca. 40% und das BMBF zu ca.60 % beteiligt. Die Industrie hat ihre Investitionen in die Energieforschung noch stärker gesenkt als der Staat.

Laut VDE müsste der Staat seine Forschungsmittel verdoppeln und auch die Industrie muss wieder erheblich zulegen. Gefordert wird, für die nächsten Jahrzehnte (also über ein paar Regierungsperioden hinaus) einen ausgewogenen Energiemix und qualitative Energieziele zu vereinbaren.

Allerdings erscheint uns nicht nachvollziehbar, dass laut VDE-Studie in die Erforschung von emissionsfreien Kohlekraftwerke investiert werden solle. Bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entsteht zwangsläufig CO2 (die anderen Emissionen, wie z. B. Schwefeldioxyd und Feinstäube können - zu mindestens theoretisch - herausgefiltert werden, hieran muss noch gearbeitet werden!). Dieses CO2 kann man in die Atmosphäre entlassen – wie es bisher geschieht - oder mit hohem energetischen Aufwand in geleerte Erdgasfelder pressen. Wer garantiert aber, dass es dort auch wirklich drin bleibt? Außerdem muss das CO2 erst vorher dorthin transportiert werden und das erzeugt wiederum Abhängigkeiten /Link/. Das erinnert an die Geschichte mit den Bonuspunkten: Irgendwo wird ein Wald abgeholzt, dann die kahle Fläche bei einer Energiebehörde angemeldet, um dann für die Wiederaufforstung das Recht zu erhalten, wo anders Dreck in die Luft zu schleudern.

Sinnvoll ist sicherlich - wie die VDE-Studie fordert -, die Wirkungsgrade von Kraftwerken weiter zu erhöhen. Dazu braucht man aber neue Werkstoffe und Ideen, denn die Materialien der Dampfturbinen in modernen Kraftwerken werden bereits bis an ihre Festigkeitsgrenzen beansprucht. Auch in die Erforschung der Stromnetze muss investiert werden.

In der weiteren VDE-Studie: „Dezentrale Energieversorgung 2020“ wird eine Verbesserung der Stromnetze gefordert. Diese müssen zukünftig auch in der Lage sein, elektrischen Strom, der in kleinen Mengen erzeugt wird (z. B. durch Windkraft oder Photovoltaik), aufzunehmen und möglichst verlustfrei zu transportieren. Ins zukünftige Netz wird nicht nur Strom von relativ wenigen Kraftwerken eingespeist und an viele Abnehmer verteilt, sondern es wird an vielen Stellen Strom eingespeist und abgenommen. Das zukünftige Netz muss deshalb so ausgebaut werden, dass der Strom über möglichst kleine Entfernungen transportiert wird (Dezentralisierung).

Da uns leider nur die Presseerklärungen der beiden VDE-Studien vorliegen, ist uns nicht klar, ob nur aufgezeigt werden soll, wo noch Handlungsbedarf ist (was wichtig ist, damit Politiker nicht anfangen, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen, z. B. durch Kürzung der Forschungsmittel) oder ob die Studien auch Vorschläge zur Realisierung der Forderungen enthalten.
(Eingestellt am 16.06.2007, Quelle: Physik Journal 6 (2007), S.7)

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