Wiederaufarbeitung

Bei der Kernspaltung im Kernkraftwerk entstehen in den Brennstäben Spaltprodukte. Wenn zu viele Spaltprodukte entstanden sind, kommt dadurch die Kernspaltung zum Erliegen und der Brennstab muss gegen einen neuen ausgetauscht werden. Ein großer Teil der Spaltprodukte ist hoch radioaktiv, wobei die Halbwertszeiten der verschiedenen Spaltprodukte sehr unterschiedlich lang sind. Der Brennstab enthält noch Uran. Außerdem ist bei der Kernreaktion Plutonium entstanden. Plutonium ist hoch radioaktiv, giftig, chemisch sehr reaktionsfreudig und es ist ein Ausgangsmaterial für den Bau von Atombomben. Plutonium kann aber an Stelle von Uran in Brennstäben genutzt werden. Bei der Wiederaufarbeitung der „abgebrannten“ Brennstäbe werden die noch nutzbaren Stoffe wie Uran und vor allem Plutonium zurückgewonnen und wieder für neue Brennstäbe genutzt.

Vorteil: Auf diese Weise wird das langlebige, hochradioaktive Plutonium beseitigt und man spart Uran.

Nachteil: Nach der Rückgewinnung muss das aufgearbeitete Plutonium gelagert werden. Bei der Wiederaufarbeitung und danach muss sichergestellt werden, dass das gesamte Plutonium für die neuen Brennstäbe benutzt und nicht in falsche Hände gelangt. Außerdem ist die Wiederaufarbeitung technisch sehr aufwendig, insbesondere weil dabei vermieden werden muss, dass radioaktive Stoffe freigesetzt werden.

In Deutschland wurden zu Forschungszwecken in der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) bis zum Jahre 1990 Brennstäbe in kleinen Mengen aufgearbeitet. Ab 1996 wird die WAK demontiert. Der Bau der Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf wurde 1989 gestoppt. Stattdessen wurden die „abgebrannten“ Brennstäbe in die Wiederaufarbeitungsanlagen La Hague in Frankreich und Sellafield in England geschickt. Deutschland musste die Endprodukte wieder zurücknehmen und nun endlagern. Die Alternative besteht in der direkten Endlagerung der verbrauchten Brennstäbe. Man verzichtet dann auf die noch brauchbaren Inhaltsstoffe und lagert damit gerade auch das langlebige Plutonium. Dabei ist die Gefahr, dass jemand mit den verbrauchten Brennstäben Missbrauch treiben kann, sehr gering und das mögliche Entweichen von radioaktiven Stoffen bei der Wiederaufarbeitung wird vermieden. Zusätzlich werden die Kosten für die Wiederaufarbeitung gespart. Allerdings müssen die Brennstäbe so gelagert werden, dass niemals radioaktive Stoffe entweichen können. Aus diesem Grund wählte man in Deutschland als Endlager Stellen in der Erde aus, die sich geologisch seit Millionen von Jahren nicht verändert haben (z. B. die Salzstöcke bei Gorleben), weil man davon ausgehen kann, dass sich diese Stellen auch weiterhin nicht verändern werden.

Um Erfahrung für die Endlagerung zu sammeln, wurden zu Forschungszwecken in der Schachtanlage Asse mittel- und schwachradioaktive Abfälle (und Chemieabfälle) aus Industrie und Medizin eingebracht. Die Arbeiten dazu sind m. E. nicht befriedigend verlaufen, so dass es noch erheblicher technischer und gesellschaftlicher Anstrengungen bedarf, damit die Endlagerung in einem Salzstock sicher durchgeführt werden kann (siehe unseren Bericht dazu).

Länder, die den Besitz von Atombomben anstreben, stellen waffenfähiges Uran oder Plutonium auf effektivere Weise her. Solche Länder sind nicht darauf angewiesen, das Plutonium aus Brennstäben der „normalen“ Kernkraftwerke zu holen. Anderseits wollen Länder wie beispielsweise Russland ihre Plutoniumvorräte abbauen und dies geht meines Wissens nur über die Kernspaltung, am sichersten in Kernkraftwerken.

Bisher war die Mehrheit der Politiker (und Gerichte) in Deutschland nicht willens zu entscheiden, was endgültig mit den abgebrannten Brennstäben geschehen soll. Vielmehr sieht es so aus, als ob mit der Weigerung, irgendeinem Konzept zuzustimmen, die Energiegewinnung aus der Kernkraft „abgewürgt“ werden soll, ohne dass jemand die Verantwortung dafür übernehmen will. Mittlerweile haben sich die Fronten nicht nur in der Politik, sondern auch in der Bevölkerung so verhärtet, dass es schwierig geworden ist, rational darüber zu diskutieren. Solange werden die noch nicht aufgearbeiteten Brennstäbe in Abklingbecken auf den Kernkraftwerksgeländen zwischengelagert.
20.10.2006

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