Feinstaub aus Öfen und Kaminen

Staub, der so fein ist, dass er in den Atemwegen nicht mehr zurückgehalten wird und in die Lunge gelangt, nennt man Feinstaub. Feinstaub erhöht erheblich die Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und damit auch die Sterblichkeitsrate. Durch den Feinstaub wird auch die Asthma- und Allergierate weiter ansteigen /Link/.

Feinstaub entsteht im Straßenverkehr und bei der Verbrennung von Holz, Kohle und Öl. Während in der Industrie, bei den Autos und auch für Heizungen in privaten Haushalten (zumindest zum Teil) strenge Vorschriften bestehen, gibt es für Öfen und Kamine nur geringe Auflagen. Für Kamine, die mit Holz befeuert werden, beträgt der Feinstaubausstoß in die Atmosphäre fast das 100-fache einer modernen Ölheizung (Gasheizungen geben fast keinen Feinstaub ab). Hinzu kommt, dass Öfen und Kamine im Allgemeinen einen wesentlich schlechteren Wirkungsgrad als moderne Heizungen haben, so dass beim Heizen mit Öfen noch wesentlich mehr Schmutz als das 100-fache einer Ölheizung erzeugt wird. /siehe z.B. Link/

Inzwischen dürfte in Deutschland die durch private Öfen und Kamine verursachte Luftverschmutzung höher sein als die durch den Straßenverkehr. D. h. auch in Ortschaften mit geringem Straßenverkehr ist die Luft oft nicht gesünder als in Ortschaften an stark befahrenen Straßen. So mutet es z. B. aus unserer Sicht absurd an, dass sich ein Ort, in dem Öfen oder Kamine betrieben werden, „Luftkurort“ nennen darf. In einem Luftkurort sollte man nur Gasheizungen und moderne Ölheizungen, die mit schwefelarmen Öl betrieben werden und optimal eingestellt sind, erwarten.

Wenn in Öfen auch noch behandeltes Holz, Abfälle und Plastik verbrannt werden, entstehen neben Feinstaub, organischen Verbindungen und Chlorverbindungen zusätzlich noch Dioxine, die giftigsten durch Menschenhand erzeugten Substanzen.

Noch gesundheitsschädlicher als das Verbrennen von geeignetem Holz ist das Verbrennen von Braunkohlenbriketts oder sonstiger Kohle in Öfen und Kaminen, weil hier völlig ungehindert alle Schadstoffe, wie Kohlendioxyd (CO2), Kohlenmonoxyd (wesentlich giftiger und umweltschädlicher als CO2), Schwefeldioxyd, Stickoxyde, Feinstaub und Schwermetalle wie Quecksilber, Cadmium etc. ungehindert in die Atmosphäre gelangen.

In Kohlekraftwerken sind Filter eingebaut, um die o. g. unerwünschten Stoffe (außer Kohlendioxyd) abzufangen. Leider sind dafür Filter, die schon als sehr gut gelten, wenn sie 95% des Staubes abfangen (FuE Rauchgasreinigung mit dem REAplus-Verfahren), unseres Erachtens noch nicht ausreichend, die Luftverschmutzung so zu mindern, dass keine gesundheitlichen Gefahren mehr von ihnen ausgehen. Die Schwermetalle geraten nicht nur in unsere Lungen, sondern auch auf die Felder, ins Tierfutter und von da schließlich in unsere Nahrung.

Es ist uns deshalb völlig unverständlich, dass die Politik es zulässt, dass in Privathaushalten Kohle - wie Briketts - völlig ohne jeden Filter im Schornstein und nicht einmal mit optimierter Luftzufuhr verbrannt werden können und dass Braunkohlen-Briketts zu diesem Zweck steuerfrei verkauft werden, während das viel sauberere Heizöl und Gas versteuert werden. Genauso unverständlich ist uns, dass Eltern ihre Kinder vor allen möglichen abstrakten Gefahren schützen wollen, aber die Gesundheitsschädigung ihrer Kinder durch (unmittelbaren) Rauch und Abgase außer Acht lassen.

Wir fordern daher unsere Politiker auf, dafür Sorge zu tragen, dass Öfen und Schornsteine so gebaut bzw. ausgerüstet werden, dass der Abgasausstoß aus Öfen erheblich reduziert wird. Um Filter wird man dabei wohl nicht herumkommen, auch bei der Verbrennung von Holz nicht. Im Übrigen würden Filter bewirken, dass im eigenen Interesse nur gut getrocknetes Holz verbrannt wird, weil sie sonst häufiger ausgewechselt oder gereinigt werden müssten. Die Verbrennung von Kohle in Privathaushalten sollte bis auf begründete Ausnahmefälle verboten werden.

Da für vorhandene Öfen ein gewisser Bestandsschutz bestehen sollte und man diese auch kaum umbauen kann, muss die Politik mit Nachdruck darauf drängen, dass geeignete Filter entwickelt werden, die keinen zu hohen Wartungsaufwand erfordern und preiswert sind. Es sind wohl Überlegungen dazu im Gange, aber - wie auch lange bei der Autoindustrie - hat die Politik die Probleme nicht angepackt.

Sollte vornehmlich mit Holz geheizt werden (was bei Pellet-Heizungen immer anzunehmen ist), dann sollte dazu nur Holz (Pellets) zugelassen werden, das schwermetallarm ist.
Als Ausnahme von engeren Vorschriften könnte man Kamine zulassen, die nur gelegentlich (z. B. maximal 10 Stunden pro Monat und dann nur zwischen 8 und 22 Uhr) benutzt werden dürften. Das „gelegentlich“ könnte mit einer im Kamin eingebauten Uhr mit Temperaturfühler gemessen werden.

Wir appellieren an unsere SPD-Führung, sich nicht nur beim Bau von Kohlekraftwerken sondern auch bei der Heizung in Privathaushalten für die Gesundheit der Menschen und den Umweltschutz mit Nachdruck einzusetzen.
01.03.2009 gmr

08.11.2018: zu einem älteren Leserbrief

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